Art and Life - From Line to Circle. Thoughts after conversations with South Korean artist Ha Haengeun Artists are dreamers, realists, utopians. This often in personal union, in the same place, at the same time. They keep their channels to the world of the unconscious open in all directions so as not to interrupt the free flow of the permanent interplay of flow of thoughts and wealth of ideas, of concept and ability, of receiving impulses and artistic expression. So does the young South Korean artist Ha Haengeun. If you ask her more about her art, a profound, philosophical basic attitude becomes visible, which consistently poses questions about self-determination and understanding of art, the confrontation with life and death. Significant is her sentence, which I can`t get out of my head: it takes courage not to avoid one`s own reality. Every decision has consequences. In art as in life. The young mother of two knows that all too well. An artist is a dreamer because she paints what she dreams of. At the same time, she creates dreams for others, because in the best possible case, people begin to dream their own dream when confronted with art. Dreams have an invisible power that makes art possible. In the Buddhist understanding, birth, life and death are of equal value and pulsate in circular processes. In Europe, too, we speak of the cycle of life, although aspects of rebirth are left out in the Christian traditions. The thought that the things of life and death are capable of circulating in dialogue and thus uniting times and contradictions, overcoming them at the same time, transforming them, communicating over centuries by means of all arts, is in the thinking of Ha Haengeun central. Man is able to resist the laws of nature by the power of his imagination. I consider art to be the most valuable weapon to defy the laws of nature and through it to face death.
October 2020
Ha Hangeun | Andrea K Schlehwein
Kunst und Leben - Von der Linie zum Kreis. Gedanken nach Gesprächen mit der südkoreanischen Künstlerin Ha Haengeun Künstler sind Träumer, Realisten, Utopisten. Dies oftmals in Personalunion, am selben Ort, zur selben Zeit. Sie halten ihre Kanäle zur Welt des Unbewussten in alle Richtungen offen, um den freien Fluss des permanenten Wechselspiels von Gedankenfluss und Ideenreichtum, von Konzept und Können, von Impulsempfang und künstlerischer Äußerung nicht zu unterbrechen. So auch die junge, südkoreanische Künstlerin Ha Haengeun. Befragt man sie näher zu ihrer Kunst, wird eine tiefgehende, philosophische Grundhaltung sichtbar, die sich konsequent den Fragen um Selbstbestimmung und Kunstverständnis, der Auseinandersetzung mit Leben und Tod stellt. Bezeichnend ihr Satz, der mir nicht mehr aus den Ohren weicht: Es bedarf Mut, der ureigenen Realität nicht auszuweichen. Jede Entscheidung hat Konsequenzen. In der Kunst wie im Leben. Das weiß die junge Mutter zweier Kinder nur zu gut. Eine Künstlerin ist eine Träumerin, denn sie malt, wovon sie träumt. Gleichzeitig kreiert sie Träume für andere, denn die Menschen beginnen im bestmöglichen Fall ihren eigenen Traum zu träumen, wenn sie sich mit Kunst konfrontieren. Träume haben eine unsichtbare Kraft, die die Kunst erst möglich machen. Im buddhistischen Verständnis sind Geburt, Leben und Tod gleichwertig und pulsieren in zirkulären Prozessen. Auch in Europa sprechen wir vom Kreislauf des Lebens, wobei in den christlichen Traditionen Aspekte der Wiedergeburt ausgeklammert bleiben. Der Gedanke, dass die Dinge des Lebens und Sterbens zirkulierend imstande sind in Dialog zu bleiben und somit Zeiten und Widersprüche in sich zu vereinen, sie gleichzeitig zu überwinden, zu transformieren, über Jahrhunderte hinweg mittels aller Künste zu kommunizieren, ist im Denken von Ha Haengeun zentral. Der Mensch ist imstande, den Gesetzen der Natur Kraft seiner Imagination zu widerstehen. Ich betrachte die Kunst als die wertvollste Waffe, sich den Gesetzen der Natur zu widersetzen und durch sie dem Tod die Stirn zu bieten.
Oktober 2020
Ha Haengeun | Andrea K. Schlehwein